Wolfgang Keim: Mein Vater ? Richter an einem Sondergericht während des Krieges. Ambivalenzen eines Vater-Bildes

Die Justiz stellt bis heute einen unterbelichteten Bereich innerhalb des NS-Systems dar, obwohl sie mit ihren Gesetzen, Erlassen und Geheimen Verfügungen sowie den darauf basierenden Urteilen ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung des nationalsozialistischen „Führerstaates“ gewesen ist.

Die Justiz stellt bis heute einen unterbelichteten Bereich innerhalb des NS-Systems dar, obwohl sie mit ihren Gesetzen, Erlassen und Geheimen Verfügungen sowie den darauf basierenden Urteilen ein wichti-ges Instrument zur Durchsetzung des nationalsozialistischen „Führerstaates“ gewesen ist. Vor allem während des Krieges kam den bereits 1933 eingerichteten Sondergerichten zentrale Bedeutung bei der Verurteilung sog. „Volksschädlinge“ oder der Anwendung des sog. „Polenstrafrechts“ zu, wobei die Zahl der von Sondergerichten verhängten Todesurteile auf 11.000 geschätzt wird.
Wolfgang Keim, der bis zu seiner Emeritierung Erziehungswissenschaft an der Universität Paderborn gelehrt und grundlegende Publikationen zur Pädagogik unter der Nazi-Diktatur verfasst hat, ist Jahr-zehnte nach dem Tode seines Vaters dessen Spuren als Richter an einem Sondergericht wie auch dem Stellenwert dieser Tätigkeit in dessen gesamtem Lebenszusammenhang nachgegangen und hat sich der Frage gestellt, was diese Tätigkeit für seine eigene Sozialisation und sein Verhältnis zu seinem Vater be-deutet hat.
Der Vortrag mit anschließender Diskussion versteht sich als Beitrag zum Umgang mit dem Nationalsozia-lismus im Familiengedächtnis.

Treffpunkt ist die Pforte der Polizeischule